In meiner persönlichen Vorstellung schrieb ich, dass ich einen Faible für „Emotionen im digitalen Raum“ habe. Doch, was meine ich eigentlich damit?
Nun ja, tagtäglich lesen wir Aussagen, Texte, Informationen, eigentlich lesen wir den ganzen Tag etwas auf verschiedenen Bildschirmen. Und das Problem fängt beim „Lesen“ an! Augen können vieles, aber eine Tonalität, einen Unterton, ja einfach die Stimmung des anderen einfangen, das können Sie beim Anblick von Buchstabenketten nicht. Im Rahmen der schriftlichen Kommunikation, egal ob digital oder analog, gehen also Informationen verloren. Wobei verloren hierbei nicht richtig ist. Beide, Sender wie Empfänger einer Information, haben bestimmte Emotionen beim Senden und Empfangen der Nachricht. Das Medium kann diese nur nicht transportieren … obwohl … vielleicht ja doch?
Eine kleine Übung – Ihr fragt eure:n Chef:in nach dem Ablageort einer Präsentation und erhaltet folgende Antworten (schriftlich & digital):
- „die präsentation ist im event ordner auf laufwerk z“
- „Wie immer … die Präsentation ist auf dem LAUFWERK im entsprechenden ORDNER!!!“
- „Hi 🙂 Du findest die Präsentation im Event-Ordner auf Laufwerk Z, hier der direkte Link“
- „Hi, die Präsentation ist im Laufwerk Z/ Event-Ordner/ Präsentation Business Lunch“
Und?
Der Klassiker aus der Psychologie: „Wie fühlen Sie sich dabei?“
Empfindet ihr einige Aussagen freundlicher als andere? Wäre Aussage 2 angebracht von deinem:r Chef:in, aber nicht von einem:r Auszubildende:n?
Schlussendlich interpretieret der Empfänger die verloren gegangene Emotionalität einfach wieder in die Nachricht rein und das ganz automatisch. Es kann also passieren, dass sich jemand angegriffen fühlt, obwohl ein anderer nur mobil kurz und unbedarft etwas getippt hat.
Im vorangegangenen Beispiel können wir ein paar Stellschrauben sehen, die die Interpretation einer Nachricht beeinflussen können:
- Orthographische & grammatikalische Fehler
- Grußformeln
- Groß- und Kleinschreibung
- Emojis
Es gibt noch viele weitere und bestimmt stürze ich mich in einem der kommenden Artikel auf die ein oder andere Stellschraube, doch für jetzt möchte ich euch Zweierlei mitgeben:
1. Gebt eurem Geschriebenen eine Stimme
Sprecht im Team über unsichtbare Inhalte der Buchstabenketten, fragt Emotionen ab und klärt kritische Situationen mit der Stimme und nicht mit den Augen. Ihr könnt eure eigene Mini-Übung entwickeln und abfragen, wie euer Team eine Nachricht in verschiedenen Facetten interpretiert. Ist die Interpretation eher heterogen und vielfältig, dann ist das ein Indiz für eine fehleranfällige Sender-Empfänger-Beziehung.
2. Schaut in den dreiseitigen Spiegel
Okay, den habe ich mir eben ausgedacht, aber es passt einfach:
- Seite 1: Ihr guckt rein
- Seite 2: Ihr seht euer analoges, gesprochenes Ich
- Seite 3: Ihr seht euer digitales, geschriebenes Ich
Reflektiert mit dem Spiegel zwei Dinge: Wie wirke ich auf andere und wie sehr weicht mein digitales Ich von meinem analogen Ich ab? Denn jemand der euch analog kennt, hat auch eine Erwartungshaltung an euer digitales Ich. ?
Also, don’t be evil
euer Christopher
PS: Habt ihr Lust auf ein kleines Sender-Empfänger Spiel? Meldet euch bei uns, wir haben die obenstehende Übung mit verschiedenen Personas und Situationen ausgearbeitet.
Wir sind immer auf der Suche nach Teams und Unternehmen, um gemeinsam spannende Einblicke in das tägliche, digitale Miteinander zu bekommen!